IN DIE WERKSTATT GESCHAUT – UNSER LEDER

Handwerk und Material gehören zusammen. Das wichtigste Material in der Freiburger Sandalenwerkstatt ist Leder. Stabile, belastbare Leder für unsere Sandalen, ausgewählte Qualitäten für unsere Taschen. Wir arbeiten eng mit „unseren“ Gerbereien zusammen und suchen sehr genau nach dem Leder, das für die Aufgabe am besten passt. Dabei gibt es viel zu beachten, denn die Art des Leders, das Gerbverfahren, die Färbung und am Ende das Fetten können für ganz unterschiedliche Eigenschaften sorgen, von der Festigkeit bis zur Optik.

Damit arbeiten wir: Pflanzengegerbtes Leder aus handwerklichen Gerbereien.
Die rohen Häute vor der Verarbeitung. Sie stammen aus dem regionalen Viehbestand.

Nose to Tail ist ein Begriff, der aus der Küche stammt, zugegeben. Aber die Idee, die dahintersteckt, ist auch für uns Sandalenmacher interessant. Bei tierischen Lebensmitteln, das ist das nachhaltige Prinzip, soll wirklich alles verwertet werden. Einfach, weil die ökologische Bilanz sich verbessert, wenn wirklich alles, was von einem Tier stammt, in möglichst hochwertigen Produkten verwendet wird. Die Haut, also in verarbeitetem Zustand das Leder, kann so ein hochwertiges Produkt sein, wenn sie aus einer guten Gerberei kommt.

Ein erster Zuschnitt noch vor dem Enthaaren. Einer der ersten Arbeitsschritte in der Gerberei.
Beim Gerben durchläuft die Haut verschiedene Nassprozesse, zum Beispiel in Gruben wie dieser.

Aus der Technik ist Leder praktisch verschwunden, aber im Bereich der Schuhwerk, Kleidung, Taschen und Accessoires steht Leder immer noch hoch im Kurs. Konkurrierende Materialien, und das sind Kunststoffe aller Art, haben manchmal gute funktionale Eigenschaften, die sie für besondere Einsatzgebiete zur ersten Wahl machen. Dazu gehört bei Sandalen der Einsatz unter feuchten Bedingungen. Andererseits gibt es bei Kunststoff-Sandalen, die aus sehr unterschiedlichen Stoffen bestehen, immer ein Entsorgungsproblem. Reparieren ist schwer oder gar nicht möglich, und die eingesetzten Rohstoffe – vor allem Mineralöl – können durchaus kritisch gesehen werden. Wer tierische Produkte nicht mag, findet aber in Kunststoffsandalen gute Alternativen.

Wir legen größten Wert darauf, dass Material und Konstruktion gut zu reparieren sind.
Seit 1645: Thomas Martin von der einer der ältesten Sohlledergerbereien Mitteleuropas, der Gerberei Martin, auch in Tuttlingen.
In fünfter Generation: Johannes Renz von der Rotgerberei August Renz in Tuttlingen.

Die Herstellung von Leder besteht aus vielen Arbeitsschritten, die alle große Sorgfalt verlangen. Und viel Zeit. Wir kennen „unsere“ Gerbereien schon viele Jahre und sind überzeugt von der Qualität der Arbeit, die dort geleistet wird. Der weitaus größte Teil des Leders, das wir verarbeiten, ist pflanzlich gegerbt. Man könnte auch sagen, es ist lohgegerbt, vegetabil gegerbt oder altgegerbt. Alle diese Begriffe bedeuten im Grunde das Gleiche. Für ein paar wenige Fälle benutzen wir auch kombigegerbtes Leser, bei dem neben Tanninen, z.B. aus Baumrinde, auch mineralische Gerbstoffe verwendet werden. Das eine wie das andere ist für sich genommen kein Qualitätsmerkmal.

Ein Markenzeichen der Gerberei Martin: Die Grubengerbung mit Eichenlohe.
Schwere Rinderhäute lassen sich mit höher konzentrierten pflanzlichen Gerbstoffen im rotierenden Fass schneller gerben. Hier in der Gerberei Renz.
Die Auswahl für die Sandalenwerkstatt: Jede Haut ist anders.

Wie hochwertig ein Leder ist, hängt sehr von der Arbeit und dem Können der Gerber ab. Und natürlich vom Ausgangsmaterial, den Häuten, die „unsere“ Gerbereien in der Viehwirtschaft ihrer Region finden und nach klaren Kriterien auswählen. Mit unterschiedlichen Verfahren produzieren sie verschiedene Qualitäten. Wir beziehen unser Leder für die Sandalen ungefärbt, das heißt, es kommt zu uns in einem hellen Braun- bzw. Sand-Ton und in verschiedenen Qualitäten. Für den Sohlenaufbau benötigen wir festeres und dickeres Leder, für die Riemen unserer Sandalen und als Deckleder z.B. für unsere Clogs nehmen wir ein geschmeidigeres. Das Leder für unsere Taschen wird schon in der Gerberei gefärbt und weiter verarbeitet, z.B. durch starkes Fetten zu Pull-up-Leder.

Verschiedene Qualitäten: Wir suchen die Eigenschaften, die wir brauchen.

Wir kaufen ganze Häute und schneiden sie zu, färben für unsere Sandalen und Schuhe die Riemen und Brandsohle mit Anilinfarben selbst ein, fetten die fertigen Teile mit gutem Lederfett und polieren sie mit einem Lappen oder einer weichen Bürste. Das heißt: Das Leder, das wir aus den Gerbereien bekommen, ist immer noch nicht das Endprodukt. Wenn wir es in der Sandalenwerkstatt in die Hand nehmen und weiterverarbeiten, verändern wir noch einmal die Eigenschaften des Leders. Erst dann passt es perfekt zu unseren Sandalen und Schuhen.

In der Sandalenwerkstatt lagern wir das eingekaufte Leder bis zur Verarbeitung.
Stark: Das Leder für die Mittelsohle ist derb und belastbar.
Das auf der Gerberei stark gefettete Leder wird in unserer Werkstatt geformt und genäht. So entsteht eine Tasche.

Für unsere Taschen übernehmen die Gerbereien mehr Vorarbeiten. Ganze Rauleder-Häute färben oder Leder stark zu fetten, das gelingt in der Gerberei viel besser als in unserer kleinen Werkstatt. Auf die Qualität unserer Gerbereien können wir uns immer verlassen.

Der Charakter des pflanzengegerbten Leders gefällt uns sehr gut. Und daneben ist es ausgesprochen hautverträglich, nur wenige Menschen reagieren sensibel auf die natürlichen Gerbstoffe. Die Gerbstoffe bleiben nämlich zu einem bestimmten Prozentsatz im Leder. Das sollen sie auch, schließlich machen sie die Haut erst zum Leder.

Beim Tragen verändert sich das Leder dann langsam wieder. Manche sagen, es „lebt“, aber das stimmt zum Glück ja nicht. Es entwickelt sich, je nachdem, wie es beansprucht und gepflegt wird, und der Farbton kann sich mit der Zeit ändern. Das ist ganz typisch für pflanzengegerbtes Leder. So gesehen arbeitet die Trägerin oder der Träger am Design unserer Sandalen immer mit. Man sieht es an der Patina. Eigentlich auch ein schöner Gedanke.

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