Handwerk und Material gehören zusammen. Das wichtigste Material in der Freiburger Sandalenwerkstatt ist Leder. Stabile, belastbare Leder für unsere Sandalen, ausgewählte Qualitäten für unsere Taschen. Wir arbeiten eng mit „unseren“ Gerbereien zusammen und suchen sehr genau nach dem Leder, das für die Aufgabe am besten passt. Dabei gibt es viel zu beachten, denn die Art des Leders, das Gerbverfahren, die Färbung und am Ende das Fetten können für ganz unterschiedliche Eigenschaften sorgen, von der Festigkeit bis zur Optik.
Nose to Tail ist ein Begriff, der aus der Küche stammt, zugegeben. Aber die Idee, die dahintersteckt, ist auch für uns Sandalenmacher interessant. Bei tierischen Lebensmitteln, das ist das nachhaltige Prinzip, soll wirklich alles verwertet werden. Einfach, weil die ökologische Bilanz sich verbessert, wenn wirklich alles, was von einem Tier stammt, in möglichst hochwertigen Produkten verwendet wird. Die Haut, also in verarbeitetem Zustand das Leder, kann so ein hochwertiges Produkt sein, wenn sie aus einer guten Gerberei kommt.
Aus der Technik ist Leder praktisch verschwunden, aber im Bereich der Schuhwerk, Kleidung, Taschen und Accessoires steht Leder immer noch hoch im Kurs. Konkurrierende Materialien, und das sind Kunststoffe aller Art, haben manchmal gute funktionale Eigenschaften, die sie für besondere Einsatzgebiete zur ersten Wahl machen. Dazu gehört bei Sandalen der Einsatz unter feuchten Bedingungen. Andererseits gibt es bei Kunststoff-Sandalen, die aus sehr unterschiedlichen Stoffen bestehen, immer ein Entsorgungsproblem. Reparieren ist schwer oder gar nicht möglich, und die eingesetzten Rohstoffe – vor allem Mineralöl – können durchaus kritisch gesehen werden. Wer tierische Produkte nicht mag, findet aber in Kunststoffsandalen gute Alternativen.
Die Herstellung von Leder besteht aus vielen Arbeitsschritten, die alle große Sorgfalt verlangen. Und viel Zeit. Wir kennen „unsere“ Gerbereien schon viele Jahre und sind überzeugt von der Qualität der Arbeit, die dort geleistet wird. Der weitaus größte Teil des Leders, das wir verarbeiten, ist pflanzlich gegerbt. Man könnte auch sagen, es ist lohgegerbt, vegetabil gegerbt oder altgegerbt. Alle diese Begriffe bedeuten im Grunde das Gleiche. Für ein paar wenige Fälle benutzen wir auch kombigegerbtes Leser, bei dem neben Tanninen, z.B. aus Baumrinde, auch mineralische Gerbstoffe verwendet werden. Das eine wie das andere ist für sich genommen kein Qualitätsmerkmal.
Wie hochwertig ein Leder ist, hängt sehr von der Arbeit und dem Können der Gerber ab. Und natürlich vom Ausgangsmaterial, den Häuten, die „unsere“ Gerbereien in der Viehwirtschaft ihrer Region finden und nach klaren Kriterien auswählen. Mit unterschiedlichen Verfahren produzieren sie verschiedene Qualitäten. Wir beziehen unser Leder für die Sandalen ungefärbt, das heißt, es kommt zu uns in einem hellen Braun- bzw. Sand-Ton und in verschiedenen Qualitäten. Für den Sohlenaufbau benötigen wir festeres und dickeres Leder, für die Riemen unserer Sandalen und als Deckleder z.B. für unsere Clogs nehmen wir ein geschmeidigeres. Das Leder für unsere Taschen wird schon in der Gerberei gefärbt und weiter verarbeitet, z.B. durch starkes Fetten zu Pull-up-Leder.
Wir kaufen ganze Häute und schneiden sie zu, färben für unsere Sandalen und Schuhe die Riemen und Brandsohle mit Anilinfarben selbst ein, fetten die fertigen Teile mit gutem Lederfett und polieren sie mit einem Lappen oder einer weichen Bürste. Das heißt: Das Leder, das wir aus den Gerbereien bekommen, ist immer noch nicht das Endprodukt. Wenn wir es in der Sandalenwerkstatt in die Hand nehmen und weiterverarbeiten, verändern wir noch einmal die Eigenschaften des Leders. Erst dann passt es perfekt zu unseren Sandalen und Schuhen.
Für unsere Taschen übernehmen die Gerbereien mehr Vorarbeiten. Ganze Rauleder-Häute färben oder Leder stark zu fetten, das gelingt in der Gerberei viel besser als in unserer kleinen Werkstatt. Auf die Qualität unserer Gerbereien können wir uns immer verlassen.
Der Charakter des pflanzengegerbten Leders gefällt uns sehr gut. Und daneben ist es ausgesprochen hautverträglich, nur wenige Menschen reagieren sensibel auf die natürlichen Gerbstoffe. Die Gerbstoffe bleiben nämlich zu einem bestimmten Prozentsatz im Leder. Das sollen sie auch, schließlich machen sie die Haut erst zum Leder.
Beim Tragen verändert sich das Leder dann langsam wieder. Manche sagen, es „lebt“, aber das stimmt zum Glück ja nicht. Es entwickelt sich, je nachdem, wie es beansprucht und gepflegt wird, und der Farbton kann sich mit der Zeit ändern. Das ist ganz typisch für pflanzengegerbtes Leder. So gesehen arbeitet die Trägerin oder der Träger am Design unserer Sandalen immer mit. Man sieht es an der Patina. Eigentlich auch ein schöner Gedanke.
Sandalenwerkstatt
Andreas Thilo, Heinrich Assies und Norihiko Tsukinowa
Thilo, Assies und Tsukinowa GbR
Talstraße 9a
79102 Freiburg
Montag – Freitag 15-18h
Andere Termine nach Vereinbarung
Tel: 0049-761-70 11 77
Fax: 0049-761-70 75 388
E-mail: info@sandalenwerkstatt.de