ÜBER DIE SCHULTER GESCHAUT – MEXICO HANDNAHT

Viele Arbeitsschritte und einige Stunden sind nötig, bisaus gutem Leder, Kork und einer strapazierfähigen Laufsohle eine Sandale wird. Ein Beispiel ist unserKlassikerMexico Handnaht. Ein paar Impressionen ausunserer Werkstatt:

Modellierung: bestens für DEN FUSS.

Mit dem Fußabdruck fängt es an: Auf der Blaupause entwerfen wird die Form der Sandale und legen die Position der Pelotte fest – das ist die kleine Stütze unter dem Mittelfuß. Wir zeichnen auch hier schon ein, wo die Riemen später an der Sohle ansetzen sollen. Das wichtigste Kriterium: Alles muss anatomisch genau passend für den Fuß angeordnet werden.

Arbeit für die Ahle: Wenn der Sohlenaufbau verklebt ist, wird ein Riss in der Brandsohle angelegt. Im Prinzip ist das ein flacher, scharfer Schnitt, in dem der Nähfaden später vollständig versenkt wird. Mit einer Schwertahle stechen wir dann die Löcher für die Naht vor. Es braucht ein kräftiges Werkzeug und auch eine kräftige Hand.

Einstechen: die Vorbereitung der Handnaht.
Die Einkerbung an der Unterseite: für die kommende Reparatur.

Auf der Unterseite graben wir danach mit dem Geißfuß ein Rille entlang der vorgestochenen Nahtlöcher. In die Rille legt sich der Faden, so dass die Laufsohle auf eine ebene Fläche geklebt werden kann. Wenn die Laufsohle mitsamt dem Kleber erneuert werden muss, lassen sich die alten Schichten entfernen, ohne den Faden zu beschädigen.

Straff muss er sitzen, der Faden. Er wird mit zwei Nadeln vernäht, die gegenläufig durch das gleiche Loch eingestochen werden, und immer wieder gut angezogen. Könnte man durch das Leder schauen, würde der Faden wie eine Art Kette erscheinen, und tatsächlich ist die Naht auch ausgesprochen fest.

Die Handnaht: die Naht, die Maschine nicht schaffen kann.
Äußerste Stabilität durch die Handwerkliche Genauigkeit.

Mit der Maschine geht es nicht. Die zusätzliche Zwischensohle macht Mexico Handnaht besonders stabil und durchtrittfest, aber der steife und feste Aufbau lässt sich selbst mit unseren robusten alten Maschinen nicht mehr nähen. Es geht nur in Handarbeit, jeder Stich wird sorgfältig ausgeführt. Der Aufwand wird belohnt: Mexico Handnaht ist noch belastbarer als unsere ohnehin sehr langlebigen anderen Sandalenmodelle.

Nach dem Nähen schließen wir den Riss in der Brandsohle. Wir wässern den Riss, so dass das Leder etwas formbar wird und quillt, und streichen ihn mit einem Glättholz zu. Danach bleibt er geschlossen, es bleibt nur noch eine ganz schmale Fuge. Willkommener Nebeneffekt: Der Faden ist nicht mehr zu sehen.

Der perfekte Schutz an der Naht.
Das Finish und die Politur.

Der fertige Sohlenaufbau besteht aus mehreren Komponenten, in der Reihenfolge von oben nach unten: Brandsohle, Rahmen aus Spaltleder, die normale Mittelsohle, das Kork-Fußbett, dann die zusätzliche Mittelsohle als Spezialität von Mexico Handnaht und zum Abschluss die Laufsohle. Im Mittelfußbereich ist eine feste Pelotte ausgeformt. An der Ausputzmaschine wird der Rand jetzt fein in die Kontur geschliffen und anschließend mit Wachs poliert.

Der nächste Arbeitsschritt: Das Einriemen. Die Riemen werden in der charakteristischen Mexico-Kreuzschnürung durch die gestanzten Löcher gezogen. Dabei helfen wir mit dem Stichel etwas nach, denn die Riemen sitzen gerade in einer neuen Sandale sehr straff in der Sohle – das soll so sein.

Einriemen: Die Sohle hat nun die Riemenbänder.
Das Anpassen: wie der Fuß bequem sitzt.

Noch sind die Riemen sehr locker. Erst am Fuß werden sie genau auf die nötige Länge gezogen, Abschnitt für Abschnitt. Die Riemen sollen gut anliegen, aber den Fuß nicht einschnüren. Nach dem Einlaufen müssen sie vielleicht noch einmal etwas nachgestellt werden.

Zum Schluss ist der Fersenriemen dran. Die drei Riemen werden in den breiteren Fersenriemen eingeflochten. Die Verbindung ist einfach, aber fest und zweckmäßig, und sie kommt ganz ohne Schnallen und Schließen aus. Die müssten aufwendig befestigt werden und wären selbst dann noch der anfälligste Teil der ganzen Sandale. Und optisch ein Fremdkörper. Man kann den Fersenriemen mit ein paar Handgriffen lockerer oder fester einstellen. Wir nennen das unsere „Mexikanische Verbindung“.

Mexikanische Verbindung: Riemen werden geflochten.
Die Sandalen am Fuß.

Gute Arbeit kann man sehen. Zum Beispiel daran, dass eben alles genau richtig aussieht. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass bei Sandalen von der Stange oft der kleine Zeh eingeschnürt ist? Weil die Riemen einfach nicht an der richtigen Stelle sitzen? Das gibt es bei uns nicht. Ob Ihr Fuß schmal oder eher breit ist, lang oder kurz, die Form der Sohle passt genau, und die Riemen sind an der bestmöglichen Stelle. Es ist eben Maßarbeit!

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